Geschichte und Zweck von Gardinen und Vorhängen

Die Geschichte von Gardinen und Vorhängen ist sehr alt, seit jeher dienen Gardinen und Vorhänge dazu, Häuser und Wohnungen vor fremden Einblicken und Sonneneinstrahlung zu schützen.

Heute sind Gardinen und Vorhänge nicht nur nützlicher Bestandteil der Wohnraumeinrichtung, sondern auch dekoratives Element. Sie sollen zu Wohnlichkeit und Behaglichkeit beitragen, dazu werden die verschiedensten Materialien, Formen, Verarbeitungsvarianten und Designs verwendet.

 

Der Unterschied zwischen einer Gardine und einem Vorhang besteht in erster Linie in der Art des Materials. Handelt es sich um ein eher leichtes, transparentes oder zumindest halb transparentes Gewebe, welches vorrangig als Fensterdekoration verwendet wird, spricht man von einer Gardine, sie dient zusätzlich als Sichtschutz. Vom Vorhang spricht man, wenn es sich um blickdichtes Gewebe handelt. Er dient nicht nur zur Dekoration und Sichtschutz sondern auch als Mittel zur Verdunkelung der Räume. Die Festigkeit, Musterung und Farbe des verwendeten Materials hat selten einen praktischen Sinn, sondern hängt vom persönlichen Geschmack ab.

 

Der Vorhang ist schon mehrere Tausend Jahre alt. Schon im alten Ägypten wurden Vorhänge als Sicht und Sonnenschutz genutzt. Die damals noch nicht besonders anspruchsvollen Vorhänge wurden aus einfachem Gewebe hergestellt und wenn überhaupt, mit verhältnismäßig einfachen Mustern bedruckt. Nur für Paläste und Tempel wurden aufwendigere Muster und Motive verwendet und teilweise auch eingearbeitet.

 

Erst im alten Rom entstanden neue und pompöse Dekorationselemente. Fransen, Girlanden und Blumenmotive waren sehr beliebt. Besonders die reiche Oberschicht hat ihre Häuser mit Vorhängen geschmückt um ihrem Reichtum Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Grund waren Vorhängevielfach nur reine Dekorelemente.

 

In der Zeit der Gotik nahm die Verwendung von Vorhängen aufgrund der einsetzenden Glasmalerei ab. Allerdings wurden Heimtextilien zum Abtrennen bestimmter Wohnbereiche im Inneren verwendet, um den Wärmeverlust zu reduzieren. Die typischen Vorhangfarben waren blau und rot, wobei die Gewebe häufig mit floralen Mustern, sowie silber- oder goldfarbenen Kreisen und Quadraten verziert waren.

 

In der Renaissance veränderte sich das Bild der Vorhänge. Die Gewebeart variierte zwischen schweren und leichten Vorhangtypen wobei bei den leichten Vorhängen Seide bevorzugt war. Die Musterung der Stoffe wurde etwas einfacher, teils verzichtete man ganz darauf und verwendet einfarbige Stoffe. Als neues Dekorelement traten senkrechte Bordüren in den mittleren Vorhangbereichen auf.

 

Zur Zeit des Barock wurden für die Vorhänge vor allem großflächige gewebte Muster verwendet, die ihren dekorativen Abschluss am oberen Ende mit Schienen, verzierten Griffen und Fransen fanden. Darüber hinaus waren Kombinationen aus reich verzierten Polstern und in allen Formen und Farben in Mode.

 

Im Rokoko-Zeitalter wird die Lyoner Seide nicht nur zu einem Begriff, sondern zu einem festen Bestandteil in der Gardinen- und Vorhangherstellung. Dabei waren die Stoffe mit floralen Mustern versehen und kräuselten sich oben. Oftmals wurde am unteren Teil der Gardinen ein Faltensaum angesetzt.

 

In der Klassik kommt es in Bezug auf Gardinen und Vorhänge zur Wiedergeburt des antiken Schönheitsideals. Erstmals werden Schienen verwendet, die mit auf-wendig gearbeiteten Blenden versehen wurden. Vorhänge werden in verschiedensten Arten gerafft und auch teilweise nach oben hin gefaltet. Pastellfarben werden immer beliebter.

 

Im Zeitalter der Romantik wurde die Gardinenstange mit Ringen zum Aufhängen der Vorhänge erfunden. Es verbreiteten sich auffallende, genähte und geometrische Muster auf der gesamten Stofffläche und auch die Verwendung von Klammern und Hacken am Rand der Vorhänge, um sie dekorativ auseinander ziehen zu können, entwickelte sich.

 

Vorherrschend zur Biedermeier Zeit waren gefaltete Vorhänge und Gardinen in allen Farben und Arten.

 

In der Epoche des Jugendstils wurden die Schienensysteme für Gardinen und Vorhänge bereits mit einer Schnur versehen, damit sie einfacher zu bedienen waren. Die Vorhänge und Gardinen selbst wurden mit Mustern gewebt und

reichlich bestückt. Ein neues Element waren die typischen Scheibengardinen für Cafés, deren obere Kante in der unteren Hälfte des Fensters abschloss. 

 

Während in Op-Art–optischer Kunst fantasievolle Formen, eine reiche Farbenvielfalt sowie diverse technische Details und Ergänzungen Einzug hielten, wurden Gardinen und Vorhänge in der Zeit des Modernismus eher einfach gehalten. Die moderne Zeit hielt schließlich neue Materialien und eine neue Sichtweise auf das Aussehen und die Funktion von Gardinen und Vorhängen sowie der Raumgestaltung im allgemeinen bereit.

 

Mit Gardinen und Vorhängen ist es ähnlich wie mit der Mode, sie unterliegen Trends. Dabei wechseln das Material der Stoffe ebenso wie die Länge und Farbe der Heimtextilien. Zu den neuesten Trends in Sachen Gardinen gehört

die Verarbeitung von Materialien, durch die der Zyklus der Natur nachempfunden wird. So gibt es mittlerweile Gardinen, die morgens beginnen, sanft zu leuchten und auf diese Weise das Aufwachen deutlich angenehmer

gestalten.